Lounge.

**New York.** Atemberaubender geht nimmer. Vom 63. Stock des One World Trade Center hat man freie Umsicht auf New York City. Bis auf wenige Beton gespritze Stahlstreben hindert nichts am Blick durch die weiten Fensterfronten. Im 63. Stock hat der Immobilienentwickler Durst seinen Sitz und Showroom. Dort empfängt er Gäste und Interessenten. Hochpotente Unternehmen können den Stock auch für eigene Events mieten. Im Showroom präsentiert Durst indes, was Leben und Arbeiten in Manhattan und insbesondere im One World Trade Center bzw. in seinem Schatten bedeutet.

Show Room

Der Showroom steht überwiegend geräumig leer. An den Wänden Transparente und Plakate, die das sozio-ökonomische Umfeld illustrieren. Einige Sitzgruppen und Büromeublement stehen exemplarisch für die Inneneinrichtung der Räume. Besonders prominent steht eine Sofa-Sitzgruppe vor der breiten Glasfront: Die gibt den Blick direkt frei auf die Freiheitsstatue, Liberty Island und daneben Ellis Island. Wer hier oben steht, als Besucher, Besitzer, Mieter, der hat es geschafft und kann verweilen.

**Mit Hochgeschwindigkeit nach oben**

Im Backoffice versehen einige Mitarbeiter des Showrooms einen stillen und ruhigen Dienst. Kein Vergleich mit dem Touri-Rummel am Fuße des Turms. Dort bilden sich lange Schlangen um im Hochgeschwindigkeitsaufzug direkt auf die obersten Stockwerke zu gelangen. Die einfache Fahrt kostet 34 Dollar. Will man die Schlange abkürzen, dann kostet der Fast Track schon 56 Dollar. Die Amerikaner sind eben geschäftstüchtig.

Überblick

Seitlich neben dem 1WTC erinnert ein Museum an die vormaligen Türme, die am 11. September 2001 durch einen Terroranschlag zum Einstürzen gebracht wurden. Im Ort der Zwillingstürme sind tief ins Fundament Wasser umspülte Mulden gelassen. Die Armbrüstung ist mit den Namen der 2983 Toten versehen. Viele der Passanten stecken zum Gedenken Blumen in einen gefrästen Namenszug.

**Boomtown Lower Manhattan**

Auch das ist New York: Geschäft, Erinnerungskultur, Amüsement – alles gleich beieinander. Die südlichste Spitze der Insel Manhattan, wahlweise als Lower Manhattan oder Downtown Manhattan bezeichnet, beherbergt verblüffend wenige Bewohner. Die Einwohnerzahl liegt bei 57.000 bis 60.000, während ganz Manhattan, also bis weit oberhalb des Central Parks auf etwas unter zwei Millionen kommt. Downtown steht für Business, Geschäfte, Kultur und Administation, also Stadtverwaltung und andere Behörden und Organisationen. Rund 310.000 Berufstätige strömen alltäglich an die Arbeitsstätte, in 8.428 Unternehmen – wie Durst für das Umfeld des 1WTC akribisch auflistet. Hinzu kommen für Lower Manhattan noch Kreuzungspunkt von elf U-Bahnlinien und weiteren wichtigen Strecken.

Downtown

„626 Places to shop, 447 restaurants, waterfront parks, 18 hotels“ umgeben das 1WTC. Von außen sieht das Gebäude aus wie ein angeschliffener Diamant, wenn es nicht 1776 Fuß hoch bzw. 541 Meter hoch wäre. Diese Zahl 1776 steht natürlich symbolisch für das Jahr der Unabhängigkeit der USA von der britischen Krone. Damit ist das 1WTC das höchste Gebäude beider Amerikas. Die „Schliff“ des Diamanten verläuft so, dass sich die Fassadenbreite vom Boden nach oben hin verjüngt und in eine Kante ausläuft. Die Gebäudeecken hingegen weiten sich nach oben bis sie die ganze Breite des Hochhauses einnehmen. Insgesamt besteht das Gebäude aus 104 Stockwerken sowie fünf Ebenen unterhalb des Erdgeschosses. Dort steigen beispielsweise die Touris in die Shuttle-Aufzüge zur Aussichtsebene. Die Gesamt-Geschossfläche liegt bei 325.300 Quadratmetern. Ebene 20 bietet beispielsweise 4.459 Quadratmeter Bürofläche, bei Ebene 90 sind es nurmehr 2.926 Quadratmeter. Das Zentrum der Geschosse ist – wie bei Hochhausbauten üblich – dominiert von den Aufzugsanlagen. Insgesamt gibt es im 1WTC 73 Aufzüge, alle konzipiert und gebaut vom deutschen Unternehmen Thyssen-Krupp.

**Security wie auf dem Flughafen**

Neben dem Touri-Eingang von der Westseite gibt es noch zwei weitere Zutritte von Norden und Süden, die allerdings zunächst vor Security-Personal und Zugangskontrollen wie auf einem Flughafen stoppen. Jeder Rucksack und jede Tasche wird gescannt. Erst danach können die Aufzüge betreten werden. Die Aufzüge, insbesondere die Expressaufzüge für Besucher und Touris vom Basement auf die Aussichtsplattform auf Stock 100 bis 102, sind rund 10 Meter pro Sekunde schnell, also rund 36 Stundenkilometer. Das ist ähnlich schnell wie Usain Bolt auf 100 Metern. Aufzüge können auch schneller. Aber nicht im 1WTC. Trotzdem sind diese 60 Sekunden vom Boden auf Stock 102 die schnellsten in der Westlichen Hemisphere.

1776ft.

Gebaut wurde das 1WTC mit einer Public-Private-Partnership von der Hafenbehörde von New York und New Jersey mit dem Immobilienentwickler Durst. Als Hauptmieter führt Durst derzeit das Verlagshaus „Condé Nast Publications“. Allerdings sind nicht alle Stockwerke vermietet. Die exklusive Lage hat ihren Preis, nicht jeder kann und will zahlen und einsteigen. Einem Maklerprospekt zufolge liegt zwischen Stock 45 und 84 auf mindestens neuen Stockwerken noch sehr viel Fläche brach. Die Räumlichkeiten können sofort bezogen werden, nach Auswahl etwa des Büroequipments im Showroom. Durst wirbt außerdem mit Geschossflächen ohne Säulen und Stützen in den Räumen. Die Statik wird allein durch den Kern und die Fassade getragen. Die Kosten pro Quadratfuß Fläche liegen bei 69 bis 80 Dollar.

**8 Jahre Bauzeit bei Kosten von 3,8 Milliarden Dollar**

Das 1WTC hat 3,8 Milliarden Dollar gekosten. Eröffnung war Ende 2014. Irgendwie müssen die Kosten nun wieder rein kommen. Zwei Möglichkeiten gibt es: 1. Unternehmen und Büros, 2. Touristen.

Das mit den Touris scheint noch nicht so ganz aufzugehen. Die Eigner rechneten damit, dass im Jahr rund 3,3 Millionen Menschen das Observatory in der top 3 Stockwerken besuchen. Das hatte zumindest der Betreiber des Observatorys, eine Firma namens Legends, prognostiziert. Bei einem Eintritt von 34$ käme da schon etwas zusammen. Im ersten Jahr kamen aber 1 Million Menschen weniger als geplant. Und es schaut so aus, als ob das auch so bleibt, meldete die New York Times vor kurzem. Man hatte da wohl auf den innerstädtischen Konkurrenten geschielt, das Empire State Building, das jährlich von rund 4 Millionen Besuchern erklommen wird.

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